Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof

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Was ist eine Schreitherapie?

Kennen Sie das Bedürfnis, dass Sie Ihren Ärger und Ihre Wut rauslassen wollen? Sind Sie ständig kurz vor einem Tobsuchtsanfall? Andauernd handeln Sie nicht wohlüberlegt, sondern es kommt immer wieder plötzlich zu impulsivem Verhalten? Vielleicht denken Sie, dass Sie Ihre Wut und Aggression einfach mal rausschreien wollen. Aber ist das überhaupt hilfreich? Und wo kommt dieser Therapieansatz her? 

Der Ansatz stammt aus der Primärtherapie. In der Primärtherapie spricht man vom Urschrei. Diese Therapieform wurde von dem Psychologen Arthur Janov entwickelt (Janov, 1993). Seine Theorie dahinter ist, dass der Urschrei aus einem Urschmerz entsteht. Ausgelöst werden kann dieser z. B. durch einen Mangel an Grundbedürfnissen in der frühesten Kindheit. Dadurch wird ein stummer Schrei ausgelöst, der keinen Ausdruck findet (Gardner, 2001).

Ablauf der Schreitherapie

Einfach nur Schreien? Der Ablauf der Schreitherapie ist durchaus komplexer

Ziel der Primärtherapie ist die Wiedererlangung verlorener Erinnerungen. Dabei geht es um traumatische Erlebnisse in der frühen Kindheit. Ein solches traumatisches Erlebnis sei zum Beispiel die Geburt. Wenn solche Erfahrungen wieder erinnert werden, würden sich die Patient/innen oft schluchzend auf den Boden werfen. Sie schreien vor Wut über das, was ihnen angetan wurde. Die Sitzungen finden in schalldichten Räumen mit gepolsterten Wänden und Böden statt. So sollen die Patient/innen davor geschützt werden, dass sie sich beim Winden und Schreien nicht verletzen (Gardner, 2001). 

Es gibt auch Gruppen, die sich zur Schreitherapie im Wald treffen. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten. Im Jahr 2021 löste eine solche Schreitherapie im Wald einen Polizeieinsatz mit Hubschrauber aus. Anwohner/innen hatten sich damals Sorgen gemacht (Süddeutsche Zeitung, 2021).

Wirksamkeit

Über die Wirksamkeit der Schreitherapie kann man durchaus skeptisch sein - Anerkannt ist sie wissenschaftlich nicht

Sowohl die Primärtherapie als auch die Schreitherapie gelten als wissenschaftlich nicht anerkannt. In einem Gerichtsverfahren wurde geprüft, ob die Krankenkassen die Primärtherapie erstatten müssen. Dabei wurde festgestellt, dass die Primärtherapie kein klinisch erprobtes Verfahren ist. Es gibt kaum wissenschaftliche Literatur, Behandlungsberichte, Statistiken oder Katamnesen. Viele Experten halten die Primärtherapie sogar für gefährlich. Besonders gefährlich sei sie, wenn sie von psychotherapeutischen Laien durchgeführt werde (Ehebald & Werthmann, 1982). 

Ein weiterer Grund für die Gefährlichkeit der Schreitherapie ist das False Memory Syndrom. Beim False Memory Syndrom handelt es sich um Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis, die objektiv falsch sind. Die Person glaubt jedoch fest daran (Kaplan & Manicavasagar, 2001). Einer der Hauptkritikpunkte an der Schreitherapie im Zusammenhang mit dem False-Memory-Syndrom ist, dass sie die Entstehung falscher Erinnerungen fördern kann. Sie erlaubt den Patient/innen, sich intensiv auf die Suche nach tief verborgenen Traumata zu begeben. Der suggestive Charakter dieser Therapieform kann dazu führen, dass Patient/innen unwissentlich erfundene Erinnerungen entwickeln (Lynn et al., 2015).

Tipps und Alternativen

Wut-Therapie

Eine Wut-Therapie, z.B. online per Laptop, kann eine Alternative zur Schreitherapie sein

Alternativ zur Schreitherapie können auch andere Formen der Wut-Therapie in Betracht gezogen werden. Hier sind vor allem evidenzbasierte psychotherapeutische Ansätze zu nennen. Dazu gehören beispielsweise die kognitive Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologische Psychotherapie, die systemische Psychotherapie oder die Psychoanalyse. Diese Ansätze können helfen, mit Wut und Aggression auf eine gesunde und konstruktive Weise umzugehen. Dabei ist es wichtig, die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben zu berücksichtigen. Gegebenenfalls sollte professionelle Beratung in Anspruch genommen werden, um die am besten geeignete Therapieform zu finden.

Aggressionstherapie

Aggressionstherapie ist ein psychotherapeutischer Ansatz. Sie soll Menschen helfen, mit ihren aggressiven Impulsen und Verhaltensweisen umzugehen.

Aggressionstherapie ist ein psychotherapeutischer Ansatz. Sie soll Menschen helfen, mit ihren aggressiven Impulsen und Verhaltensweisen umzugehen. Ziel ist es, diese zu verstehen und konstruktiv zu kanalisieren. Im Gegensatz zur Schreitherapie geht es bei der Aggressionstherapie weniger darum, Wut durch lautes Schreien auszudrücken. Vielmehr geht es darum, die zugrundeliegenden Ursachen und Auslöser aggressiver Gefühle zu erkennen und zu bewältigen. Dies kann durch verschiedene Methoden wie kognitive Umstrukturierung, Emotionsregulationstechniken, Stressbewältigungsstrategien und soziales Kompetenztraining erreicht werden. Ziel der Aggressionstherapie ist es, den Betroffenen zu helfen, ihre Wut zu kontrollieren und zu bewältigen. Dadurch sollen Konflikte reduziert und bessere zwischenmenschliche Beziehungen aufgebaut werden.

Fazit: Das ist eine Schreitherapie und so hilfreich ist sie

Insgesamt zeigt sich, dass die Schreitherapie wissenschaftlich nicht anerkannt ist. Sie wird kontrovers diskutiert. Auch die Wirksamkeit dieser Therapieform ist umstritten. Es bestehen Bedenken hinsichtlich möglicher Risiken. Diese bestehen insbesondere dann, wenn sie von unqualifizierten Personen durchgeführt wird. Als Alternative zur Schreitherapie können evidenzbasierte Ansätze zum gesunden und konstruktiven Umgang mit Wut und Aggression in Betracht gezogen werden.

Über die Autoren
Katrin Hoster

Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.

Ferdinand Kirchhof

Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.

Kerstin Bickert

Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.

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