Die Wut Coaches:
Dipl. Ing. Katrin Hoster
Wut Coach Merlin Faude
Dr. Med. Heidrun Schuler
Psychologe Ferdinand Kirchhof

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Was ist ein Wutraum?

In Wuträumen (im Englischen auch rage room, smash room oder anger room genannt) können Menschen ihrer Wut freien Lauf lassen (Lee, 2020). Mit einem Baseballschläger können beispielsweise elektronische Geräte oder Geschirr zerschlagen werden. Der erste Wutraum wurde 2008 in Japan eröffnet. Mittlerweile ist das Konzept weltweit verbreitet (Brigida, 2016). In mehreren Bundesländern in Deutschland (Schmidbauer, 2015), in Österreich und der Schweiz gibt es Anbieter für Wuträume. 

Fragen Sie sich vielleicht: Warum werde ich so schnell aggressiv? Erleben Sie öfter unkontrollierte Wutausbrüche? Vielleicht denken Sie: Ob mir ein Wutraum helfen könnte, meine Wut und Aggression in den Griff zu bekommen? Aber kann ich in einem Wutraum sinnvoll meine Aggressionen abbauen? Wie Sie merken, kann das Thema Wutraum mit sehr vielen Fragezeichen einhergehen. In diesem Artikel wollen wir zunächst vorstellen, wie der Ablauf und wie hoch die Kosten eines Wutraums sind. Des Weiteren wollen wir die wissenschaftliche Perspektive auf Wuträume anschauen.

Ablauf 

So wie auf dem Bild sieht ein Wutraum nur am Anfang aus. Nach dem Ablauf ist darin kaum noch etwas heil.

Wie läuft das in einem Wutraum ab? Es gibt verschiedene Anbieter und Modelle. Meistens wird der Raum aber nach eigenen Vorlieben gestaltet und eingerichtet. So gibt es Räume, die wie ein Büro eingerichtet sind. Andere Räume sind im Stil eines Wohnzimmers oder einer Küche gestaltet (Schmidbauer, 2015). Im Raum werden bestimmte Gegenstände platziert. Das können zum Beispiel elektrische Geräte wie Drucker oder Fernseher sein. Aber auch Möbel, Holzschränke oder Glas- und Porzellangeschirr sind häufig in den Räumen zu finden. Bei einigen Anbietern kann man auch eigene Gegenstände zum Zerstören mitbringen (ABC News, 2012). Man hat dann eine bestimmte Zeit, um auf diese Gegenstände einzuschlagen und seine Wut rauszulassen. Als Werkzeuge stehen beispielsweise Baseballschläger, Golfschläger oder Vorschlaghammer zur Verfügung (Lee, 2020). Es gibt auch Wuträume, in denen Musik gehört werden kann (Brigida, 2016). Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Schutzkleidung. Bevor man den Wutraum betritt, bekommt man in der Regel einen Overall, Handschuhe, Helm, Mundschutz und eine Schutzbrille (Schmidbauer, 2015). Auch festes Schuhwerk wird empfohlen. Zu beachten ist auch, dass es oft eine Altersbeschränkung ab 14 Jahren (in Begleitung der Eltern) gibt.

Die Anbieter werben zum Teil damit, dass man im Wutraum seine Wut abbauen kann. Ob das wirklich funktioniert, wollen wir uns im Folgenden genauer ansehen. Zunächst werfen wir aber einen Blick auf die Kosten für einen Besuch im Wutraum.

Kosten

Wuträume kann man per Internet bequem am Laptop mieten. Die Kosten variieren je nach Umfang und Länge der Session.

Wie bereits erwähnt, gibt es viele verschiedene Angebote für Wuträume. Dementsprechend können auch die Preise variieren. Die Kosten hängen also vom Ort ab. Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Zum Beispiel, ob man den Wutraum alleine oder in einer Gruppe besucht. So gibt es auch Angebote von Wuträumen für Junggesellenabschiede, Firmenfeiern oder andere Gruppen. Auch die Ausstattung des Raumes beeinflusst oft den Preis. So können z. B. bestimmte Gegenstände gegen Aufpreis im Wutraum platziert werden. Da all diese Faktoren die Kosten für einen Besuch im Wutraum beeinflussen, können wir keine Gewähr für die Preisangaben geben. Allerdings bewegen sich die Kosten häufig für Einzelpersonen zwischen 39 € und 240 € für 30 bis 60 Minuten.

Wirksamkeit

Wie wirksam sind Wuträume wirklich?

Aus wissenschaftlich-psychologischer Sicht können wir Ihnen den Besuch eines Wutraums nicht empfehlen. Diese Methode hilft nicht, langfristig Ihre Aggression abzubauen. Diese Idee des Aggressionsabbaus basiert auf der Katharsis-Hypothese (siehe hierzu auch das Thema Aggressionstheorien). Sie besagt, dass sich Wut in uns ansammelt. Vergleichbar mit einem Fass, in das Wasser läuft. Wenn das Fass voll ist, so die Karthasis-Hypothese, muss ein Weg gefunden werden, das überschüssige Wasser loszuwerden. Bedeutet also, dass die Wut rausgelassen werden müsste, um das psychische Gleichgewicht wiederherzustellen. In Studien konnte jedoch ein gegenteiliger Effekt festgestellt werden (Bushman, 2002). So zeigte sich, dass die Aggression nach dem Ausüben von aggressiven Verhaltens zunahm (Anderson et al., 2010; Bushman et al., 2001). Es wird vermutet, dass Wuträume das Potenzial haben, Stress abzubauen. Hier wird allerdings der Wirkfaktor der körperlichen Aktivität vermutet. 

Alternativen zum Wutraum

Schreitherapie

Einfach Schreien: Eine Schreitherapie ist eine Alternative zum Wutraum

Bei der Schreitherapie geht es darum, Gefühle wie Ärger und Wut herauszuschreien. Diese Methode stammt aus der Primärtherapie. Sie zielt darauf ab, verloren gegangene Erinnerungen an frühe traumatische Erlebnisse wiederherzustellen. Ihre Wirksamkeit ist jedoch wissenschaftlich umstritten. Sie gilt nicht als anerkannte Behandlungsmethode. Es bestehen sogar Bedenken wegen möglicher Risiken. Da die Therapiemethode nach frühen traumatischen Erinnerungen sucht, besteht die Gefahr des False Memory Syndroms. Beim False Memory Syndrom werden objektiv falsche Erinnerungen durch suggestive Fragen gefördert. Die Betroffenen glauben dann tatsächlich, traumatische Erlebnisse gehabt zu haben, obwohl dies nicht der Fall ist.

Wut-Therapie

Zusammen mit einer Thearapeutin kann im Gespräch bei einer Wut-Therapie ebenfalls die Wut in den Griff bekommen werden

Die Wut-Therapie bietet einen alternativen Ansatz zum Umgang mit starken Emotionen wie Ärger und Wut (Erfahren Sie hier den Unterschied zwischen Wut und Ärger). Wuträume konzentrieren sich auf das körperliche Ausleben von Wut. Die Wuttherapie hingegen konzentriert sich auf die konstruktive Verarbeitung und Bewältigung dieser Emotionen. Hier werden evidenzbasierte psychotherapeutische Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie oder die Aggressionstherapie empfohlen. Mit ihrer Hilfe können Menschen lernen, ihre Wut zu verstehen, zu regulieren und konstruktiv damit umzugehen. Im Gegensatz zu Wuträumen bietet eine Wuttherapie also langfristige Lösungen. Darüber hinaus trägt sie zur Förderung der emotionalen Gesundheit und des Wohlbefindens bei.

Fazit: So wirksam ist ein Wutraum

Der Besuch eines Wutraums kann kurzfristig helfen, Stress abzubauen. Für einen dauerhaften Umgang mit Wut und Aggressionen sollten Sie aber andere Methoden in Betracht ziehen. Aus wissenschaftlich-psychologischer Sicht kann der Besuch eines Wutraums nicht empfohlen werden. Hier haben Studien gezeigt, dass das Ausleben aggressiven Verhaltens die Aggressivität verstärken kann. Als Alternative zu Wuträumen können evidenzbasierte Ansätze in Betracht gezogen werden. Diese Ansätze haben das Potenzial, konstruktiv mit Wut und Aggression umzugehen und langfristige Lösungen anzubieten.

Über die Autoren
Katrin Hoster

Katrin Hoster ist zertifizierte NLPlerin, Headcoach und einer der beiden Gründer der Wut Coaches. Als erfahrener Coach im Bereich Aggressionsbewältigung hat sie sich seit 2018 voll und ganz auf das Thema Wut und Aggression spezialisiert und kann auf einen großen Erfahrungsschatz mit mehreren 1000 Wut- und Aggressionsklienten zurück blicken.

Ferdinand Kirchhof

Ferdinand Kirchhof ist Psychologe (M.Sc.). Er arbeitet bei den Wut Coaches als psychologischer und wissenschaftlicher Berater und seine Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Er ist der Co-Autor dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Autorin.

Kerstin Bickert

Kerstin Bickert ist Psychologin (B.Sc.) und Sozialpädagogin (B.A.). Sie arbeitet bei den Wut Coaches als psychologische und wissenschaftliche Beraterin und ihre Expertise fließt sowohl in unser Coaching als auch in unsere Veröffentlichungen. Sie ist die Autorin dieses Artikels, zusammen mit Katrin Hoster als Co-Autorin.

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